Pharoah Sanders - Der Funke in der Flamme
​​
Pharoah Sanders' Saxophonspiel ist wie eine mystische Flamme – glühend, unberechenbar und voller spiritueller Energie. Bekannt für seine intensive, nahezu ekstatische Ausdruckskraft, gilt Sanders als einer der revolutionärsten Tenorsaxophonisten des Free Jazz und als ein Meister spiritueller Jazzmusik. Seine Klangästhetik ist tief verwurzelt in religiösen und kulturellen Einflüssen, die von Gospel und afrikanischer Musik bis zu fernöstlichen Traditionen reichen. Diese breite Palette an Einflüssen verleiht seinem Spiel eine hypnotische Kraft und eine universelle Tiefe, die den Hörer an eine Art spirituelle Grenze führt.
​
Sanders’ Sound ist reich und durchdringend, oftmals durchsetzt von Schreien, Klagelauten und einem markanten Einsatz von Obertönen, die er wie kaum ein anderer Saxophonist beherrscht. Er bringt das Saxophon an seine äussersten klanglichen und emotionalen Grenzen, erzeugt rauchige, düstere und gleichzeitig strahlende Töne, die im Raum nachhallen und die Luft beinahe elektrisch aufladen. Sein Stil könnte als "Feueratmung" beschrieben werden, eine Technik, die ebenso kraftvoll wie meditativ wirkt und den Eindruck von einer spirituellen Reinigung oder einer intensiven inneren Erleuchtung vermittelt. Sanders nutzt oft stark artikulierte Phoneme und overblowing-Techniken, was seiner Musik eine elementare Rauheit und archaische Gewalt verleiht.
​
Eines der bekanntesten Beispiele seiner Kunst ist das Album Karma (1969), insbesondere das ikonische Stück "The Creator Has a Master Plan". Hier zeigt Sanders seine Fähigkeit, musikalische Meditation mit klanglichem Aufruhr zu vereinen, eine Dualität, die sich in seiner gesamten Karriere als prägendes Merkmal manifestiert. Die langen, meditativen Phrasen seiner Improvisationen gleiten fast wie Mantras dahin und wecken eine tiefe emotionale Resonanz. Er erzeugt eine Art hypnotischen Sog, der den Hörer in seine Welt zieht und dabei sowohl Chaos als auch Frieden vermittelt – ein Sinnbild für die spirituelle Suche, die ihm als Künstler und Mensch so wichtig war.
​
Sanders war auch bekannt für seine Fähigkeit, mit Dynamik und rhythmischer Freiheit zu spielen, und schuf so Musik, die sowohl rituell als auch explosiv wirkte. Er baute Tonfarben auf, die wie ein spirituelles Crescendo klangen, um dann in sanfte, melancholische Passagen überzugehen, die fast wie ein Flüstern wirkten. Diese Fähigkeit, musikalische Spannung und Erleichterung zu kombinieren, verleiht seinem Spiel eine fast hypnotische Qualität, die den Zuhörer an einen Punkt des Loslassens und des Eintauchens führt. Dabei entstehen Klänge, die wie Gebete oder Meditationschöre anmuten, mal voller Schmerz und Wut, dann wieder sanft und friedlich – als würde er eine unbeschreibliche Wahrheit enthüllen, die sich zwischen Klang und Stille bewegt.
​
Pharoah Sanders' Spiel ist mehr als nur eine technische Darbietung; es ist ein spirituelles Erlebnis. Er schafft eine Klanglandschaft, die den Hörer durch intensives Gefühl, rohe Energie und tiefe Meditation führt. Dabei ist jeder Ton, den er spielt, wie ein Funke in einer ewigen Flamme, die niemals erlischt. Manchmal lodert sie hell auf, manchmal glimmt sie sanft im Hintergrund, doch immer brennt sie mit einer Klarheit und Leidenschaft, die ihresgleichen sucht. Sanders lädt uns ein, uns dieser Flamme zu nähern, ihre Wärme und ihre Energie zu spüren und in die tiefsten Schichten der Seele einzutauchen