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Frank Sinatras Only the Lonely aus dem Jahr 1958 gilt als Meilenstein des Torch-Song-Genres und hebt sich als eines der besten Konzeptalben seiner Zeit hervor. Schon der Untertitel des Albums, Frank Sinatra Sings for Only the Lonely, deutet die emotionale Tiefe und Schwere an, die das Werk durchzieht. Unter der Leitung von Arrangeur Nelson Riddle gelang Sinatra hier eine seltene Mischung aus verletzlicher Intimität und orchestraler Opulenz, die die melancholische Atmosphäre verstärkt und das Album zu einem Erlebnis für den Hörer macht.
Sinatra war bekannt für seine Fähigkeit, eine emotionale Ehrlichkeit in seine Musik zu legen, und auf Only the Lonely entfaltet sich dies besonders stark. Die Lieder reichen von tieftraurigen Balladen wie "Goodbye" bis zu einem bitteren, reflektierten "What's New?". Diese Songs klingen wie das musikalische Äquivalent eines einsamen, nächtlichen Spaziergangs durch die verregneten Strassen von New York. Riddles Arrangements setzen häufig gedämpfte Bläser und Streicher ein, die wie sanfte Wellen die Vokalpassagen untermalen und ein emotionales Echo schaffen.
Vergleich zu Claude Debussy
Um Sinatras Only the Lonely und das Werk von Claude Debussy zu vergleichen, lohnt es sich, auf die atmosphärischen und strukturellen Parallelen zwischen beiden Künstlern einzugehen, die beide Meister darin waren, emotionale Welten durch Musik zu erschaffen.
Debussy, ein zentraler Komponist des Impressionismus, war bekannt dafür, mit Klangfarben und Harmonien eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, ohne sich an traditionelle, vorhersehbare Strukturen zu binden. Werke wie Clair de Lune oder Prélude à l’après-midi d’un faune sind bekannt für ihre nuancierte Harmonik und die Art, wie sie Stimmungen subtil aufbauen. Sinatras Album besitzt eine ähnliche fliessende Struktur, die weniger auf eingängigen Melodien, als auf emotionaler Atmosphäre basiert. Diese Atmosphäre entsteht durch eine harmonische Tiefe und eine schwermütige Klangwelt, die an Debussys impressionistische Ansätze erinnert.
Ein Stück wie "Angel Eyes" könnte fast als Jazz-Impressionismus beschrieben werden: Es arbeitet mit schwebenden Harmonien und subtiler Instrumentierung, ähnlich wie Debussy es oft tat. Beide Künstler teilen eine Vorliebe für Ambiguität und das Erkunden von Gefühlsnuancen, die nicht sofort greifbar, sondern eher andeutend sind. Nelson Riddles Arrangements auf dem Album sind hier entscheidend – die Harmonik und die Wahl der Orchestrierung erinnern an die Farbigkeit von Debussys Musik, wobei die Instrumentierung nicht dominiert, sondern wie ein nebelhafter Hintergrund wirkt, vor dem Sinatras Stimme noch eindringlicher erscheint.
Wie Debussy, der oft die Eindrücke und Launen einer Szene oder eines Moments musikalisch einfing, verwendet Sinatra in Only the Lonely seine Stimme nicht nur, um zu singen, sondern um die Stimmungen und Seelenzustände eines Charakters hörbar zu machen. So ist das Album nicht nur eine Sammlung trauriger Lieder, sondern wirkt wie eine musikalische Erzählung, ein Streifzug durch Einsamkeit und Verlust.
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