Akademische Arroganz in der Fotografie: Ein Hindernis für Diversität, Toleranz und Kreativität
In der Welt der Fotografie ist die akademische Arroganz ein Phänomen, das immer wieder kontrovers diskutiert wird. Diese Arroganz ist oft weniger mit technischem Wissen, als vielmehr mit einem selbst auferlegten Elitebewusstsein verbunden. Interessanterweise scheint es vor allem Fotografen mit mässigem Talent zu sein, die dieser Arroganz erliegen. Doch warum ist das so, und welche Auswirkungen hat diese Einstellung auf die Fotografie als Kunstform?
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Um diese Frage beantworten zu können, muss man sich zuerst mit dem Begriff "Akademische Arroganz" beschäftigen: Akademische Arroganz basiert auf der Vorstellung, dass man durch ein vermeintlich tiefergehendes Verständnis von (erlernter) Kunst und Kreativität einen überlegenen Status in der fotografischen Gemeinschaft einnimmt. Diese Haltung zeigt sich oft in der Abwertung der Arbeiten anderer, die nicht denselben künstlerischen Ansprüchen oder Ästhetiken entsprechen. Dabei geht es weniger um technische Aspekte wie Komposition oder Belichtung, sondern um den subjektiven Anspruch, eine „höhere“ künstlerische Vision zu verfolgen.
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Für zwar ausgebildete, aber trotzdem eher unbeachtete Fotografen, bietet die akademische Arroganz eine Art Schutzmechanismus. Sie ermöglicht es ihnen, ihre eigene Unsicherheit durch die Abwertung anderer Arbeiten zu überspielen. Der Fokus liegt dabei oft darauf, andere nach ihren kreativen Entscheidungen zu beurteilen, anstatt sich auf die Entwicklung der eigenen Vision zu konzentrieren.
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Warum mässig Begabte besonders anfällig sind:
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Elitedenken als Kompensation: diese Fotografen neigen dazu, sich durch ihre selbst definierte "kreative Überlegenheit" abzuheben, da ihre Werke allein oft nicht die gewünschte Anerkennung (z.B. ausserhalb Ihrer Community) finden.
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Abwertung als Strategie: Indem sie die Arbeiten anderer als uninspiriert oder banal abtun, lenken sie von der fehlenden Tiefe ihrer eigenen Werke ab. Kritik wird weniger als Mittel zur Reflexion genutzt, sondern als Werkzeug der Selbstprofilierung.
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Moralische Anmassung: Ein weiteres Spektrum der akademischen Arroganz zeigt sich darin, dass einige Fotografen ihre Kunst als Mittel nutzen, um moralische oder gesellschaftliche Grundsätze zu definieren und durchzusetzen. Diese Fotografen sehen ihre Werke nicht nur als künstlerischen Ausdruck, sondern auch als Massstab dafür, wie andere denken oder leben sollten. Dabei ignorieren sie oft die Vielfalt an Perspektiven und Lebenserfahrungen, die in der Gesellschaft existieren. Ihr Anspruch, durch ihre Kunst "richtige" Werte oder Verhaltensweisen vorzugeben, wirkt bevormundend und schliesst abweichende Ansätze aus.
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Die Folgen für die Fotografie:
Akademische Arroganz kann die Fotografie als Kunstform auf mehrere Arten beeinträchtigen:
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Blockade von Vielfalt: Indem andere Ansätze und Perspektiven als minderwertig abgetan werden, wird die Vielfalt der Fotografie eingeschränkt. Diese Arroganz verhindert den Dialog zwischen unterschiedlichen Stimmen.
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Exklusivität: Diese Haltung schafft eine Trennlinie zwischen denjenigen, die sich als "kreativ überlegen" betrachten, und denjenigen, die populäre oder unkonventionelle Stile verfolgen. Dadurch entsteht eine elitaristische Kultur.
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Negative Kritikkultur: Eine überhebliche Haltung führt dazu, dass Kritik weniger konstruktiv, sondern vielmehr destruktiv wird. Das erschwert es den eigenen Stil zu entwickeln und zu verfolgen.
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Kulturelle Bevormundung: Wenn Fotografen versuchen, ihre moralischen Vorstellungen durch ihre Kunst zu diktieren, kann dies eine abschreckende Wirkung auf andere haben. Statt einer inspirierenden Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen entsteht eine dogmatische Atmosphäre, die den kreativen Diskurs hemmt.
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Die Fotografie braucht weniger akademische Arroganz und mehr Offenheit für unterschiedliche Ansätze. Es geht nicht darum, wer nun besser ist, sondern darum, Vielfalt und Ausdrucksmöglichkeiten zu feiern. Wirkliche Kreativität erfordert Mut, Offenheit und die Fähigkeit, andere Perspektiven zu respektieren.