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"Blue Rondo à la Turk": Ein Jazz-Klassiker mit orientalischen Wurzeln

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"Blue Rondo à la Turk" ist eines der markantesten Stücke des legendären Dave Brubeck Quartets und ein Paradebeispiel für den Bruch mit musikalischen Konventionen. Das Eröffnungsstück des bahnbrechenden Albums Time Out von 1959 verbindet ungewöhnliche Rhythmen mit Brubecks unverwechselbarem Pianostil. Doch wie kam es zu diesem faszinierenden Werk? Die Geschichte hinter "Blue Rondo à la Turk" ist ebenso spannend wie das Stück selbst.

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Inspiration aus der Türkei:

Die Initialzündung für "Blue Rondo à la Turk" kam von einer Reise, die Dave Brubeck durch die Türkei unternahm. Während seines Aufenthalts hörte er Volksmusiker, die in einem 9/8-Takt spielten – ein Rhythmus, der in der westlichen Musik damals kaum verwendet wurde. Besonders faszinierte ihn eine Aufteilung des 9/8-Takts in eine Sequenz von 2-2-2-3, die für die traditionelle türkische Musik typisch ist. Brubeck erkannte das kreative Potenzial dieses Rhythmusmusters und nahm es mit in seine eigene musikalische Sprache auf.

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Der Titel des Stücks ist ein humorvoller Verweis auf Mozarts "Rondo alla Turca" aus seiner Klaviersonate Nr. 11. Brubeck wollte mit dem Namen sowohl die orientalischen Einflüsse des Stücks als auch seine Verbindung zur klassischen Musik hervorheben. Gleichzeitig zeigt der Titel, wie Brubeck auf spielerische Weise die Grenzen zwischen verschiedenen Musikwelten überwand.

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Aufbau und Struktur:

"Blue Rondo à la Turk" beginnt mit einem kraftvollen, von der türkischen Musik inspirierten 9/8-Rhythmus, der in Gruppen von 2-2-2-3 aufgeteilt ist. Doch Brubeck geht noch einen Schritt weiter: Nach der Einleitung wechselt das Stück zu einem swingenden 4/4-Takt, was einen spannenden Kontrast schafft und das Hörerlebnis dynamisch gestaltet. Dieser Wechsel zwischen ungeraden und geraden Taktarten ist eines der Markenzeichen des Stücks und demonstriert Brubecks Innovationsgeist.

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Wie bei vielen Werken des Dave Brubeck Quartets trägt jedes Mitglied entscheidend zur Magie von "Blue Rondo à la Turk" bei. Paul Desmonds Saxophon bringt mit seinem melodischen Spiel eine lyrische Note ein, während Joe Morello am Schlagzeug und Eugene Wright am Bass den komplexen Rhythmus mit unglaublicher Präzision und Energie vorantreiben. Brubecks eigenes Klavierspiel verbindet all diese Elemente und sorgt für die charakteristische Mischung aus Struktur und Freiheit.

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Aufnahme und Veröffentlichung:

Als Time Out 1959 veröffentlicht wurde, galt das Album als revolutionär. Blue Rondo à la Turk war das Eröffnungsstück und setzte direkt den Ton für das gesamte Werk. Obwohl der Jazz zu dieser Zeit stark von traditionellen Formen geprägt war, zeigte Brubeck mit diesem Stück, dass komplexe Rhythmen und kulturelle Einflüsse harmonisch miteinander verschmelzen können.

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"Blue Rondo à la Turk" ist ein zeitloser Klassiker, der weit über die Grenzen des Jazz hinausgeht. Mit seinem einzigartigen Rhythmus, seiner genreübergreifenden Inspiration und seiner kühnen Struktur bleibt das Stück ein Meilenstein in der Geschichte der Musik. Es steht für die Essenz des Jazz: ständig Neues zu erkunden und verschiedene Einflüsse auf kreative Weise zu integrieren. Dieses Meisterwerk erinnert uns daran, dass Musik eine universelle Sprache ist, die Menschen und Kulturen miteinander verbindet.

 

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